"Ich bin in einem Haus mit vier Grammophonen und voller Streichinstrumente aufgewachsen!"
 
Nach sieben Jahren Pause ist das Loxandra Ensemble aus Griechenland endlich wieder mit neuer Musik zurück. "In Transition" ist der Name ihres großartigen neuen Albums. Loukas Metaxas ist eines der Gründungsmitglieder des Loxandra Ensembles. Global Music Network sprach mit ihm über die Anfänge der Band und ihren Weg bis "In Transition".
 
Loxandra Tour Pic 03
 
 
 
Hi Loukas. Wie lange gibt es das Loxandra Ensemble schon und was war die Motivation, die Band zu gründen?
 
Das Loxandra Ensemble begann 1997 als Quintett mit der Musik der Tavernen (in der Türkei "Meyhane", in Griechenland "Café Aman" genannt), hauptsächlich aus den multikulturellen Städten Istanbul, Smyrna und Griechenland vom 19. Jahrhundert bis etwa 1930, mit dem Stil und den Instrumenten der alten Musikergeneration damals. Zwischen 2003 und 2006 gruppierte sich die Band zu einem Sextett und erweiterte ihr Repertoire (um viele Melodien und Stile des östlichen Mittelmeers, des Balkans und Musik aus Regionen des Kaukasus). Von 2012 bis 2014 gruppierte sich das Loxandra Ensemble erneut zu einem Oktett, das sich nahezu uneingeschränkt auf alle Varianten von Repertoire, Stil oder Orchestrierung konzentrierte. Die Motivation war von Anfang an und wird immer sein: Musik zu spielen, die wir lieben, auf eine Art und Weise, die wir interessant finden!
 
Warum habt ihr damals den Namen "Loxandra" gewählt?
 
"Loxandra" ist der Titel von Maria Iordanidous 1963 erstmals veröffentlichtem Buch über ihre Großmutter Loxandra, die zu Zeiten Abdulmejids I., des 31. Sultans des Osmanischen Reiches, der von 1839 bis 1861 regierte, in Konstantinopel geboren wurde. Das 19. Jahrhundert war die Zeit der Reformen, die zumindest auf dem Papier die Glaubensfreiheit und Gleichheit aller Bürger des Reiches vor dem Gesetz festschrieben. Loxandra personalisiert den Lebensstil, die Großzügigkeit, die Begeisterung, den Geist und die allgemeine Kultur der Griechen von Konstantinopel. Die Musik, die wir spielten als wir die Band gründeten, bestand zu 90% aus der Musik der Menschen dieser Zeit, also fanden wir es eine gute Idee die Band nach dem Namen der berühmten Heldin aus Maria Iordanidous Buch zu benennen!
 
Wann hast du eigentlich angefangen, Musik zu machen?
 
Ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen, in einem Haus mit vier Grammophonen und voller Streichinstrumente. Mein Vater war unter anderem bis Mitte der 80er Jahre Maler und Hersteller von Altinstrumenten der Familie Bouzouki. Er war ein sehr guter Amateursänger und schreibt immer noch Texte. Sein Großvater stammte aus Stadgteil Fanari (Fener) in Konstantinopel, war ein  Seidenhändler (wie mein Familienname verrät) und auch ein Amateur-Volksmusikinstrumentenbauer.
 
Mein erster Kontakt mit der Musik waren die Lieder der alten Komponisten aus Konstantinopel und Kleinasien, die frühe Rembetiko-Musik von Piräus, die auf dem Grammophon zu hören war, und das Hören der Freunde meines Vaters an ihren privaten Partys, meist in unserem Haus oder in den Tavernen von Athen. Zu seinen Freunden gehörten Stelios Keromytis a.k.a. "Boubis", Prodromos Tsaousakis, Vassilis Tsitsanis, Giannis Stamatiou oder "Sporos", Iordanis Tsomidis, Christos Constantinou, Giannis Moraitis und viele andere....
 
Mein erster Versuch Musik zu machen war, bevor ich im Schulalter mit einer kleinen Baglamadaki startete, die Finger meines älteren Bruders Nikos "nachzuahmen", der bereits mit 9 Jahren ein Bouzouki-Virtuose war!
 
Wie findet ihr die Ideen für eure Songs und wie entsteht normalerweise ein Loxandra-Song?
 
Wir haben keine "Norm" oder ein spezielles Muster dem wir folgen. Meistens kommt einer von uns mit einer Idee, die eine eigene Melodien oder eine neue Interpretation eines alten Liedes sein kann. Dann lässt sich jemand anderes davon inspirieren und spielt sein eigenes Instrument darauf und plötzlich schlagen wir uns alle gegenseitig neue Ideen vor und feilen gemeinsam weiter!

Allerdings sind nicht alle Songs so entstanden. Zum Beispiel fanden es einige von uns interessant eine Instrumentalversion zu machen, die auf einer klassischen "akademischen" Form der östlichen Musik basiert, aber mit melodischen "Idiomen" der Musik der zentralgriechischen Hirten. Nach etwa einem Monat kam Thanos (unser Kanun Spieler) zur Probe mit der Partitur seiner Komposition "Çoban saz semaisi"! In diesem Moment arbeiteten wir alle wieder als Team, aber nur für die Orchestrierung und den endgültigen Sound dieses Songs.

Zwischen dem letzten Album und "In Transition" lagen sieben Jahre. Warum hat es so lange gedauert?
 
Dafür gibt es vielerlei Gründe. Einer davon war vielleicht, dass unsere vorherige CD "Meyhane-Kafe Aman" in mehr als einem Dutzend verschiedener Studios, in 8 verschiedenen Städten, in 4 verschiedenen Ländern, mit 27 Gästen aufgenommen, gemischt und gemastert wurde! Danach haben wir es vorgezogen, sehr oft live zu spielen, anstatt an eine neue CD-Produktion zu denken. Ein weiterer Grund ist, dass wir eine Phase der Umgruppierung der Band durchlaufen haben (und immer noch durchmachen). Wir sind von einer 6-köpfigen Band zu einem Ensemble von 8 Musikern gewachsen, mit 4 neuen Mitgliedern. Und ich selbst habe von Perkussion zu Bass gewechselt....
 
Ein weiterer Grund (und über den wir uns sehr freuen) war, dass wir darauf gewartet haben, dass das richtige Label kommt und interessiert ist unsere Arbeit über die griechischen Grenzen hinaus zu veröffentlichen und zu verbreiten, anstatt nur in Griechenland und/oder der Türkei, wie bei unseren vorherigen Produktionen.
 
Es gibt ein tolles Video zum Song "Ti se mellei esenane". Worum geht es in dem Lied?
 
Es geht um eine junge Migrantin aus Smyrna, die einen Athener nach der Katastrophe in ihrer Heimat (Katastrophe von Smyrna bzw. Brand von Izmir 1922, Anmerkung der Redaktion) anspricht und ihn fragt:
"Warum interessiert es dich, wo ich herkomme?
"Was (interessiert es dich), ob ich aus Karatasi oder Kordelio komme (aristokratische Küstenviertel auf gegenüberliegenden Seiten von Smyrna)?
Warum kümmerst du dich und fragst mich immer wieder, aus welchem Dorf ich komme, Liebling?
(Alles was du wissen musst ist, dass) ...von dem Ort, aus dem ich komme, sie wissen, wie man liebt, sie wissen, wie man seine Trauer verbergen kann und sie wissen, wie man Spaß hat!
(Also).... warum kümmert es dich und fragst du mich immer wieder, aus welchem Dorf ich komme, da du mich nicht liebst?"
 
Kann man das Loxandra Ensemble bald live erleben?

Ja, wir werden im Januar 2019 endlich auf Tour sein. Wir besuchen die Schweiz (Bern, Mühle Hunziken), Ungarn (Budapest, MUPA), Österreich (Wien, Sargfabrik), Deutschland (Aachen, Domkeller) und Belgien (St. Niklaas, Muziekclub ´t Ey). Und danach werden wir im April wieder unterwegs sein. Unter anderem in Deutschland und der Schweiz. Alle Infos findet ihr jeweils auf unserer Webseite.
 
Wir sind eine "Live"-Band! Wir arbeiten auch gerne in Aufnahmestudios, aber wenn wir "frisches Material" haben, genießen wir es sehr, unsere Musik live zu spielen und mit unseren Zuhörern zu teilen!!!

Gerade jetzt, nach Jahren der Vorbereitung von "In Transition" und der letzten Umgruppierung der Band, sind wir sehr gespannt darauf zu spielen und aufzutreten, von kleinen Veranstaltungsorten (die eine 8-köpfige Band mit hohen Ansprüchen an das Sound-Setup bewältigen können) bis hin zu Festivals auf der ganzen Welt!
 
Deine letzten Worte an die Loxandra-Hörer:
 
Wir lieben wirklich was wir tun, aber es wäre unmöglich für uns, in das dritte Jahrzehnt unseres Bestehens als Band einzutreten, mit der gleichen Begeisterung und Aufregung, ohne DICH zu haben!
Es ist wirklich DEINE Liebe und Unterstützung, die uns dazu bringt Musik zu machen und über all die Jahre immer besser zu werden und unsere Kunst zu perfektionieren.

Bitte abonniert unseren YouTube-Kanal und unsere Website und besucht unsere Live-Shows! Ein großes Dankeschön an euch alle, von unseren Zuhörern und Worldmusic-Liebhabern bis hin zu Radioproduzenten, Journalisten und allen die uns unterstützen!

 

 

Listen In Transition on Spotify:

 

 

 
Loxandra Ensemble on Youtube:
 
 
 
Interview: Robert Lippuner / Global Music Network

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