Boris Kovac ist ein Komponist, Musiker und Multimediakünstler aus der nordserbischen Stadt Novi Sad in der Region Vojvodina. Der 1955 geborene Saxophonist hat im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl von Genres durchwandert und seinen eigenen Stil aus Elementen der Balkanfolklore, Kammermusik, Jazz, Musette und Tango entwickelt.
Boris Kovacs musikalische Laufbahn begann schon früh. Seine Eltern schickten ihn bereits als Kind zum Akkordeonunterricht. Ein Studienjahr am Saxophon weckte als Jugendlicher schließlich sein Interesse für akademische Musik. Danach hat er sich eine Vielzahl an Instrumente als Autodidakt selbst beigebracht, und entdeckte in den darauf folgenden Jahren den Art Rock und Jazz für sich.
1977 gründete Boris Kovac sein erstes Musikprojekt, die Avantgarde-Jazz- Band Meta Sekcija. Danach, in den 1980er Jahren machte er sich vor allem einen Namen als Komponist fürs Theater und für Kammerensembles, die er mit minimalistischen Sounds im Stile eines Terry Riley oder Philip Glas versorgte. 1982 gründete er mit Ritual Nova ein Künstlerkollektiv , dem zeitweise auch der der Pianist Stevan Tickmayer angehörte. 1986 veröffentlichte Kovac sein erstes, größtenteils im Alleingang aufgenommenes Studioalbum mit demTitel "Ritual Nova", und legte drei Jahre später das Folgealbum "Ritual Nova II" nach. Von 1989 bis 1991 war Boris Kovac Leiter des musikalischen Kammertheaters Ogledalo in Novi Sad.
In den Jahren der Balkankriege (1991 bis 1996) lebte er in Italien, Slowenien und Österreich und arbeitete während dieser Zeit vor allem für das Theater. Zudem veröffentlichte er den erste Teil eines musikalischen Zyklus mit dem Titel Anamnesis: Ecumenical Mysteries über das kanadische Label Victo. Der zweite Teil erschien zwei Jahre später und trug den Titel East OFF Europe. 1996 kehrte Boris Kovac schließlich wieder in seine Heimatstadt Novi Sad zurück. In den folgenden Jahren engagierte er sich in der Arbeit mit Studenten, und beteiligte sich aktiv an der Wiederherstellung der zeitgenössischen Musik- und Theater-Szene in der Region. Durch seine vielfältigen Aktivitäten in den unterschiedlichsten Projekten ist er seitdem ein wesentlicher Impulsgeber der Musik- und Theaterlandschaft in seiner Heimat.
2001 erschien Boris Kovacs erste Veröffentlichnung für das deutsche Worldmusic Label Pirhana Records. Die CD trägt den Namen "The Last Balkan Tango" und wurde zusammen mit dem LaDaABa Orchest eingespielt. Der zweite Teil hieß „Ballads at the End of Time“ und erschien 2003. Mit den beiden Veröffentlichungen verarbeitet Boris Kovac den Schrecken und das Trauma der Balkankriege. Sie sind geprägt von introvertierter Melancholie und Schwermütigkeit. 2005 erschien das Album „World after History“. Nun mit dem neuen Ensemble La Campanella und hoffnungsvolleren und versöhnlicheren Klangbildern. Sein bislang neustes Album erschien 2014 mit dem Titel „Eastern Moon Rising“ und wurde wieder mit La Campanella aufgenommen.
Mit seinen verschiedenen Ensembles spielte Boris Kovac bereits hunderte von Konzerten auf dem ganzen Globus. Er spielte an allen wichtigen World- und Jazzmusik Festivals und bereiste mehr als 30 Länder auf 4 Kontinenten. Auch wurde er für sein Werk bereits mit veschiedenen Preisen und Auszeichnungen beehrt. Unter anderem erhielt er 2007 den wichtigsten serbischen Theaterpreis "Sterija Award" für die Musik des Stückes "Nahod Simeon". Seine Alben schafften es schon drei Mal in die Top 10 der World Music Charts Europe, und das Songline Magazine nahm sein Album The Last Balkan Tango in die Liste der "50 Essential Albums Ever” auf.
Was alle Alben miteinander verbindet ist Kovacs unbeschwerter Umgang mit den unterschiedlichsten musikalischen Traditionen und Strömungen. Wiener Kaffeehaus Musik trifft auf Rumba und Tango, Orientalische Melodien auf Jazzakkorde, und Kammerrock auf Klassik. Und alles zerfliesst schlussendlich in einer imaginären und äußerst ätherischen Balkanfolklore, wie sie nur Boris Kovac zu erschaffen vermag.
"Unser Vorteil ist, dass hier in der Vojvodina 20 Völker zusammengelebt haben, man kann beim besten Willen nicht mehr erkennen, was in meiner Musik exakt aus welcher Folklore stammt. Für uns, die wir in einer urbanen Situation leben und keinen Kontakt zu den Menschen und Traditionen auf dem Land haben, ist es ohnehin unmöglich, das herauszufinden. Ich glaube aber auch, dass das gar nicht notwendig ist: Entscheidend ist, die Quellen als Nahrung für meine Kreativität zu nutzen."
Diskographie (Auszug):
1986 Ritual Nova (LP - Symposion Records)
1989 Ritual Nova 2 (LP Recommended Records)
1996 Play on String (String Quartet) (CD - More Music)
1996 Anamnesis - Ecumenical Mysteries (CD - Victo)
1997 The Mask (CD - Interzone / Ikarus)
1998 East OFF Europe (CD - Victo)
2001 The Last Balkan Tango (CD - Piranha Records)
2003 Ballads at the End of Time (CD - Piranha Records)
2005 World after History (CD - Piranha Records
2007 Songs from the Garden of Loves and Graves (CD - SNP)
2010 Chamber Music (CD - Long Arms)
2014 Easter Moon Rising (CD - Riverboat Records)
2017 The Path (CD - ReR Megacorp)
Web:
boriskovac.net/
facebook.com/pages/Boris-Kovac/
Text: Robert Lippuner / Global Music Network